
Tief überwunden – der Zug nimmt wieder Fahrt auf
Seit den im Juni wieder aufgetauchten Schmerzen in meinem linken Knie ist mein Fernziel Ironman 2026 noch weiter in die Ferne gerückt. Soll ich das Projekt am Leben erhalten oder ist es doch zu viel verlangt von mir und meinem Körper. Übermässiger Ehrgeiz?
Eine lieb gewordene Tradition seit einigen Jahren, mit unserer Rapperswiler Velofahrer-Gruppe. Dieses Jahr waren es im Juni zehn Tage quer durch Slowenien, letztes Jahr rund um die Schweiz mit angrenzendem Ausland, ein Jahr zuvor Toscana mit der legendären Route «Strade bianche», 2018 in zweieinhalb Wochen den ganzen Stiefel runter, von Bellinzona bis Palermo, Sizilien.
Auf dem Velo habe ich gar keine Knieschmerzen. Im Gegenteil: Es hält mein Knie geschmeidig und stärkt die Muskeln rundherum.
Es ist Oktober, ich fühle mich gut und fit. Die Knieschmerzen sind nach vier Monaten ohne Lauftraining wieder weitgehend verschwunden. Krafttraining und die Übungen von Liebscher & Bracht, den Schmerzspezialisten («schmerzfrei 100 Jahre alt werden»), zeigen Wirkung. Und die Motivation, weiter mein sportliches Ziel zu verfolgen, nimmt wieder täglich zu.
Auf Empfehlung von Coach Dan lasse ich mich bei einem Orthopäden und Kniespezialisten untersuchen. Seine Diagnose: Die starke Muskulatur verhindert die Arthrose-Schmerzen. Weiter so mit Kräftigung und Ausdauertraining! Überweisung an den Sportphysiotherapeuten. Hier, bei «Med&Motion», der Topadresse der Therapeuten für Freizeit- und Leistungssportler, lerne ich neue, ganz spezifisch auf mein schwächeres Knie (und als Folge auch mit schwächerer Beinmuskulatur) ausgerichtete Übungen. Die will ich ab sofort konsequent in mein Programm aufnehmen.
Dann eine echte Entdeckung: «Alter G», die «AntiGravity Treadmill», das Laufband, auf dem du mit vermindertem Gewicht trainieren kannst. Die nutzen Laufsportler nach einer Verletzung, um sich sanft wieder an die Belastung und die Schläge auf die Gelenke heranzutasten. Genau das richtige für mich!
Aktuell laufe ich mit einer Belastung von 85 Prozent meines Körpergewichts, das sind also 54.4kg (statt meinen 64kg), jeweils 45 Minuten, abwechselnd z.B. 2min mit 6 km/h, dann etwa 10min mit 10 km/h, das ist ein Tempo von 6min/km. Also im sehr moderaten Bereich. Aber das Gefühl ist einmalig. Ich tauche in meine frühere Zeit als leidenschaftlicher Läufer ein, schone die Gelenke, trainiere sie aber gleichzeitig für kommende Belastungen. So mache ich das jetzt zwei- bis dreimal pro Woche über die Wintermonate.
Beim Lauftraining werde ich extrem mit meinem Alter und dem damit einhergehenden Leistungsabbau konfrontiert. Eine gute Übung, mich damit, ob ich will oder nicht, ganz einfach anzufreunden. Ein Vergleich: Das Lauftempo, das ich im Moment bei heftigster Anstrengung maximal einige wenige Minuten aufrechterhalten kann, bin ich vor 40 Jahren einen ganzen Marathon in drei Stunden gelaufen. Das ist der ewige Kreislauf der Dinge: Wachsen, blühen, verblühen – und weg.
Ich bin dankbar, dass ich mich bis heute noch so gut bewegen kann und Freude daran habe, bis heute ein Leben ohne Schmerz- oder andere Medikamente führe – und das hoffentlich noch eine ganze Weile.
Das will heissen: Der Unterbruch ist überwunden – meine Trainingsreise geht weiter.