
In Search of Excellence
Ich habe während der letzten Wochen festgestellt, dass ich mich nicht zu sehr auf mein finales sportliches Ziel fokussieren darf, wenn ich trainiere. Ich habe es ja sowieso im Hinterkopf. Ich nehme mir jetzt vielmehr vor, mich voll und ganz der jeweiligen einzelnen Trainingseinheit zu widmen. Und diese Einheit so perfekt wie möglich, auf meine körperlichen Möglichkeiten abgestimmt, auszuführen.
Ich folge auch kaum mehr den von meiner Trainingssoftware automatisch produzierten Trainingsvorgaben. Sie mögen für einen durchschnittlichen Triathleten jungen oder mittleren Alters Sinn machen, aber für mich in meinem Alter nicht.
Ich bin ein Unikat
Das will heissen: Ich habe in den letzten 18 Monaten zwar viel erfahren hinsichtlich Trainingsstrukturierung und Trainingsbereichen (Herzfrequenz und Wattleistung). Umsetzen auf meine Voraussetzungen als Alterssportler kann jedoch nur ich selber. Ich kenne mich und meinen Körper am besten. Ich passe in kein System hinein. Ich bin ein Unikat, das sich nicht in eine durchschnittliche Trainingsform pressen lässt.
Darum: Kein stures Folgen eines Planes mehr, sondern täglich hellwach auf meinen Körper hören, und dann so trainieren, dass es erstens Freude bereitet, zweitens mich fordert, aber nicht überfordert und drittens, dass ich wöchentlich eine schöne Ausgewogenheit zwischen den sich ergänzenden Sportarten Swim, Bike, Run sowie Krafttraining und Stretchingübungen erreichen kann.
Wie bei einem Puzzle sollen die einzelnen Teile nach und nach ineinandergreifen und sich zu einem grossen Ganzen formen. Das allein ist es wert, voll dafür zu gehen, ohne Blick darauf, ob ich am Ende mein Ziel erreiche. Es ist für mich eine Form der Lebensintensität, die mich immer schon magisch angezogen hat.
Ein Prozess, der natürlich nie bis zur Vollkommenheit gelingt. Doch es motiviert mich, täglich daran zu glauben und mich mit Trainings und der dazu gehörenden Entspannung immer weiter zu verfeinern. Wie wenn jemand ein Bild zu malen beginnt und laufend Details findet, die man noch verbessern kann. Bis ein prächtiges Werk entsteht. Excellence eben.
Es ist natürlich nicht immer alles easy, wenn ich trainiere. Wie vor kurzem, als ich mein Laufprogramm startete. Ich fühlte mich anfangs unglaublich schwerfällig und kam kaum vom Fleck. An das Einhalten des vorgegebenen Tempos war nicht im Ansatz zu denken. Ich kam mir vor wie ein gebrechlicher alter Senior (alt bin ich ja auch!), der sich mit Mühe im Schneckentempo vorwärtsbewegt. Fast wäre ich mental in Negativität und Zweifel gekippt.
Dann aber sagte ich mir. „Ok, so ist das gerade, ich kanns nicht ändern. Ich kann mein Alter nicht verleugnen, ich muss es akzeptieren, besser noch: mich damit anfreunden.“ Dann begann ich einfach nach Lust und Laune – wie das Unikat, als das ich mich ja fühle – leicht zu joggen, anzuhalten, etwas marschieren, wieder zu joggen, usw. Ohne Blick auf meine Garmin-Uhr.
Und plötzlich ging’s wieder und zwar auch noch mit einigen Intervalleinheiten, die ich genauso lange hielt, wie ich gerade noch konnte. Das wiederholte ich immer wieder: Bei heftigen Sprints nahm ich mir einen fixen Endpunkt vor und freute mich schon unterwegs auf das Ziel und damit die kurze Erholung als Lohn der Anstrengung. So verging eine ganze Stunde im Nu und ich war am Ende total verschwitzt und hatte viele kleine glückliche Momente erlebt. So soll und darf es sein.