Fortschritt 11.12.2024

Im Rausch der Sinne

Nach einem Trainingsjahr mit schwierigem Start und vielen Unsicherheiten sieht mein sportliches Leben jetzt viel klarer aus. Ich erinnere mich, wie ich von den Ergebnissen des ersten Leistungstests im August 2023 enttäuscht war und mir nicht vorstellen konnte, noch einmal ein Niveau zu erreichen, um einen Ironman in Angriff zu nehmen.

Von besonderer Bedeutung bei Leistungstests ist der VO2max, das ist die maximale Aufnahmemenge von Sauerstoff, die pro Minute bei dynamischer Arbeit, d.h. bei sportlicher Leistung möglichst aller grossen Muskelgruppen, aufgenommen werden kann. Der Vo2max ist also einer der wichtigsten Gradmesser zur Bewertung der aeroben Leistungsfähigkeit.

Und dieser VO2max hat sich bei mir innerhalb eines Jahres dramatisch entwickelt. Mit einem Wert von 35 lag ich in meiner Altersklasse 70-79 zwar immerhin noch zwischen „good“ und „excellent“, aber insgesamt natürlich noch recht tief. «Auf über 40 musst du schon kommen, sonst wird’s schwierig», sagte mir damals Coach Dan. «Aber wenn du gesund bleibst und diszipliniert trainierst, kann noch einiges möglich sein.»

Tatsächlich: Letzte Woche meldet mir Garmin, der alle meine Trainingsdaten laufend analysiert, einen Wert von 49 und beurteilt diesen als «überragend». Damit bin ich auf der Scala der Altersgruppen sogar bei den 50-59jährigen im obersten Segment, also «superior». Wow! Da mache ich einen Luftsprung. Garmin berechnet auch regelmässig mein aktuelles Fitnessalter aufgrund meiner Trainingsleistungen (Watt, Herzfrequenz, Alter, Belastungsdauer), aktuell steht es auf 59,5 Jahre. Auch nicht schlecht, oder?

Dank dieser körperlichen Basis gelange ich mittlerweile wieder, wie in jüngeren Jahren oft beim Marathontraining, auch bei härteren Einheiten in einen leichten, nachhaltigen, eigentlich sogar rauschähnlichen Zustand, der sich dann auf den ganzen restlichen Tag auswirkt. Alles fühlt sich leichter und geschmeidiger an. Zum Beispiel beim Krafttraining, wenn du bei den härtesten letzten Wiederholungen spürst, wie das Blut warm durch die Muskeln schiesst und dir dann, in der Ruhephase, dieses unnachahmliche, geile Körpergefühl gibt.

Oder, jetzt im Winter, beim Indoor-Training auf dem Velo bei cooler, intensiv rhythmischer Musik. Ich mache die Türe zu, das Fenster auf, rings um mich und mein Trainingsgerät herum ein kleiner Pflanzenurwald, und verabschiede ich mich dann von meiner Liebsten für eine intensive Reise in meinen Körper und meine Seele hinein, für eine Stunde. Allein mit mir, nichts als Atem, belastete Muskeln und Schweiss – da fährt auch der Rhythmus der Musik voll in mich hinein. Und im Anschluss regnet es Glückshormone, die ich schliesslich bei einem Bad sanft und entspannt ausfahren lasse. Das kannst du nicht mehr toppen!


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