Auf in Richtung «intensivere Sphären»

Nach einem euphorischen Start ins neue Jahr hat mich eine Grippe mit Fieber und starkem Husten zwei Wochen lang total ausser Kraft gesetzt. Liegen, aufstehen, liegen, endlos husten, Tee trinken, tagelang kaum etwas gegessen. So schwach, saft- und kraftlos habe ich mich schon sehr lange nicht mehr gefühlt. Vier Kilos abgenommen, da wäre ich jetzt schon bei meinem idealen Wettkampfgewicht für den Sommer 2026 von 60 kg. Aber mit der Gesundung und dem wieder gewonnenen Appetit werden die vier verlorenen Kilos rasch wieder hinzukommen. Auch gut.

Inzwischen bin ich wieder voll im Trainingsmodus und habe bereits eine richtig gute Woche mit 100 Prozent aller von Coach Dan vorgegebenen Trainingseinheiten absolviert. Dabei bin ich beim Radtraining mittlerweile in eine leicht höhere Intensität vorgestossen. Erstmals kann ich einminütige Intervalle von deutlich über 200 Watt drücken. Gleichzeitig schnellt dann auch der Puls entsprechend hoch, bis auf etwa 165 Schläge pro Minute, da geht’s für mich schon ziemlich ans Limit. Die harten Intervalle wechseln sich ab mit jeweils drei Minuten Kompensation.

Bei solchen Trainingseinheiten geht es um den für die Ausdauerleistung so wichtigen Bereich der aeroben Kapazität, den es systematisch zu entwickeln gilt – immer mit Blick auf mein ehrgeiziges Fernziel 2026.

Vom Vorgeplänkel zum mentalen „Tunnel“

Mein aktuelles Leistungsvermögen auf dem Velo reflektiert ziemlich genau meine Fahrt um den Zürichsee im letzten Oktober.

61.76 Kilometer in 2:10:33, was einem Tempodurchschnitt von 28.4 km/h entspricht. Das habe ich auf der mehr oder weniger flachen Strecke erreicht mit einer durchschnittlichen Leistung von 136 Watt und einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 144 bpm.

Ich gehe davon aus, dass ich diese Leistung mit konsequentem Indoor-Training über die Wintermonate noch erheblich steigern kann. Und dann werde ich für die Strassensaison nächstes Jahr wieder meinen Triathlonlenker montieren, was mich auf dem Velo deutlich windschlüpfriger, d.h. aerodynamischer macht. Diese Position gilt es ohnehin das ganze nächste Jahr zu trainieren, damit sich mein Rücken auch bei langen, mehrstündigen Ausfahrten daran gewöhnen kann, ohne Spannungen oder Schmerzen zu verursachen.

Mein kurzfristiges Ziel bis nächsten Frühling: Die gleiche Strecke mit einem Tempodurchschnitt von 30 km/h zu absolvieren.

Ich bin froh, habe ich mir bewusst drei Jahre Zeit gelassen für meine Vorbereitung auf den grossen langen Tag im Oktober 2026. Eigentlich sind es ja zwei grosse, lange Tage. Voraussichtlich im Juni 2026 stehe ich am Start eines Ironman in Europa, vielleicht in Hamburg. Diesen muss ich erfolgreich finishen, um mich für die Weltmeisterschaften in Hawaii zu qualifizieren.

Für dieses Projekt hatte ich mich im Sommer 2023 ganz spontan und aus dem Bauch heraus entschieden. Heute ist mir klar, dass die Einlaufzeit von einem ganzen Jahr absolut notwendig war. Allein schon die körperliche Adaption an diese nach längerer Pause erneuten vielfältigen Belastungen benötigt Zeit. An die langsame, geduldige Heraugehensweise hat mich Coach Dan auch regelmässig erinnert.

Eine meiner früheren Gewohnheiten, mal einige Tage oder gar Wochen die Beine hängen zu lassen, um mich dann plötzlich mit einem enthusiastischen „Anfall“ von sportlicher Leidenschaft und Ehrgeiz komplett zu verausgaben, hat mir Dan definitiv ausgetrieben. So würde ich mich eher kaputt trainieren, statt meine Fitness aufzubauen. Recht hat er! So habe ich gelernt, meine sportlich-emotionalen Impulse zu zügeln. Die Entwicklung meiner Leistungswerte auf Garmin zeigt den richtigen Weg. Ich spüre, dass mein Testosteronspiegel für mein Alter zwar sicher noch recht hoch ist. Aber zum Beispiel den Impuls, jemandem gleich hinterher zu hecheln, der mich auf dem Rad überholt, lasse ich heute tiefenentspannt am Strassenrand liegen. Ich weiss, auf was ich im Training zu achten habe.

Um ehrlich zu sein, bin ich eigentlich erst in den letzten Wochen so richtig eingetaucht in den mentalen „Tunnel“ mit absolutem Fokus auf mein grosses Ziel. Was bisher „geschah“, war Vorgeplänkel.

Die letzten zwei Wochen dieses Jahres trainiere ich mit dem Bewusstsein, dass das Jahr 2025 absolut entscheidend sein wird. Ich bin gespannt und voller Vorfreude!

Hochstimmung in Venetien, Italiens Nordosten

Über die Auffahrtstage hatte ich eine tolle Radferienwoche als Gast des RV Bülach in Venetien im nordöstlichen Teil Italiens, Standort: Bassano del Grappa, am Ende der Poebene, etwa 100km nordöstlich von Venedig. Tolle Stimmung unter Gleichgesinnten, und natürlich anspruchsvolle Tagestouren mit vielen Höhenmetern. Abends gemütliche Stimmung bei Speis und Trank.

In der Regel trainiere ich ja sehr viel allein mit meinen Programmen. Zum einzelgängerischen «Autisten» will ich mich aber nicht entwickeln. Umso schöner ist es, zwischendurch zusammen mit andern, zum Beispiel sportbegeisterten Radlern, die Gegend nördlich von Venedig, pedalend zu erkunden. Dabei geraten natürlich auch meine trainingsspezifischen Vorgaben öfters mal durcheinander, da wir in der Gruppe fahren. Nicht weiter schlimm.

Trotzdem hielt ich mich, vor allem in den Aufstiegen, konsequent an die Watt- und Pulsvorgaben von Coach Dan. Puls maximal zwischen 140 und 150, im ruhigen Rhythmus gleichmässig den Berg hoch. Das ist mir recht gut gelungen. Ich spüre die verbesserte Basis, d.h. den Effekt des Wintertrainings auf der Rolle. Bin abends nie wirklich übermüdet und habe mich jeweils über Nacht immer gut erholt.

Ich fühle mich in meiner Leistungsgruppe wohl und nie überfordert. Die Jungen und Schnellen des Radfahrervereins Bülach fahren ihre eigenen Routen.

Lauf-, Schwimm- und Krafttraining haben zehn Tage Pause.

Zuhause kann’s dann wieder losgehen mit allen Disziplinen.

Erster Start fällt ins Wasser

Starten wollte ich schon anfangs Oktober. Aber auch dieser Start viel ins Wasser. Denn: Auf meiner wunderbaren und zügigen Etappen-Fahrt in Süditalien mit einer Gruppe leidenschaftlicher Rennvelofahrer bin ich in einer wohl kiesigen und feuchten Kurve mit dem Hinterrad weggerutscht und auf den linken Oberschenkel geknallt, konnte nicht mehr aufstehen.

Zum Glück nichts gebrochen – aber brutale Quetschungen und Blutergüsse. Das hiess: Ein Monat Pause, während es dann auch hier doch so wunderbar herbstlich warm war und meine Kumpels weiter endlos schöne Kilometer abstrampeln konnten, bei denen ich doch so gerne auch dabei gewesen wäre.

Das sind Gelegenheiten, mich mental auf solche Situationen einzustellen und den Schalter auf die positiven Aspekte umzulegen. Resilienz wird für mich wohl noch öfters von entscheidender Bedeutung sein.