Ich bin ein „On“-Pionier

Alles hat einmal klein angefangen, auch beim mittlerweile weltweit bekannten Sportschuh- und -Bekleidungsunternehmen On. Ich wohne in Teufen AR, wo On-Mitgründer und -Erfinder Olivier Bernhard während seiner aktiven Zeit als professioneller Spitzen-Triathlet lebte und trainierte. Ich habe ihn oft bei Trainings gesehen, meistens beim Laufen, als er jeweils spielend leicht an mir vorbeiflog. Oder wenn er im Schwimmbad endlos seine Längen schwamm. Olivier war damals schon ein Tüftler, sowohl in Sachen Material wie auch Ernährung. Zum Beispiel schwörte er darauf, am Morgen vor dem Start zum Ironman ein Gläschen Olivenöl zu trinken. Das habe ich dann bei meinen Ironmanstarts auch befolgt. Geschadet hat’s mir nicht.

Es war 2011 oder 2012, als ich wieder einmal Ausschau hielt nach einem neuen Laufschuh. Da machte mich ein Verkäufer in einem Sportgeschäft in St. Gallen auf einen „Geheimtipp“ aufmerksam, eine neue Schweizer Marke: Den On-Schuh. Auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, aber warum nicht: Ich testete ihn auf dem Laufband, er fühlte sich sofort sehr angenehm und leicht an. Also kaufte ich ihn.

Zur Vorbereitung auf meinen Ironman 2013 in Schweden, wo ich mich schliesslich für die Weltmeisterschaft in Hawaii qualifizierte, trainierte ich nach den Trainingsplänen von Olivier Bernhard, bzw. seinem Geschäftsführer Fabian Kremser. Olivier war da bereits voll in der Welt unterwegs für seine On-Schuhe und machte die Trainingspläne nicht mehr selber.

Mit diesem meinem damals so neuen On-Schuh absolvierte ich in der Folge mein gesamtes Ironman-Lauftraining. Schliesslich begegnete ich Olivier im Oktober 2013 in Kona, Hawaii, am Tag vor dem Ironman. Da hatte er in der Wechselzone, wo sich die ganzen Weltmarken des Triathlonsports präsentieren, nur einen unauffälligen mittelgrossen Tisch und einen Haufen Schuhschachten. Ein kleiner Mini-Anbieter eines neuen Laufschuhs. Aber immerhin hatte er, wie er mir damals sagte, schon die erste Profitriathletin mit On-Schuhen am Start: Die Schweizerin Caroline Steffen. Neun Jahre später läuft der neue Weltmeister Gustav Iden mit On-Laufschuhen und Streckenrekord ins Ziel. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter und weiter.

Meine On-Laufschuhe von damals sind wohl die erste Generation gewesen, ein oder zwei Jahre nach der Gründung des Unternehmens On. Ich darf mich also als On-Pionier bezeichnen. Ich laufe gelegentlich immer noch damit, obwohl einige der typischen Röllchen hinten schon etwas abgelaufen sind.

Neues Glücksgefühl beim Laufen

Ich bin richtig gut in die ersten beiden Wochen im neuen Jahr gestartet. Jedes gelungene Training erlebe ich als einen weiteren, wertvollen und unverzichtbaren kleinen Meilenstein auf meiner Trainingsreise. Je bewusster ich die Trainings angehe, umso mehr kann ich mich auf Verfeinerungen konzentrieren. Und mich auch in Geduld und Gelassenheit üben. Wenn ich zum Beispiel beim Schwimmen immer noch relativ rasch ermüde und regelmässig kleinere Erholungspausen einlegen muss: Ich kann fast jedes Mal ganz kleine Fortschritte erkennen, an denen ich mich erfreue und die mich motivieren, dran zu bleiben.

Einigermassen stolz bin ich, wie ich es geschafft habe, mich von meinen Schmerzen im linken Arthroseknie (seit 50 Jahren ohne Meniskus) zu befreien, ohne je Schmerzmittel genommen zu haben. Das wird mir wohl kein Orthopäde glauben. Umso mehr, wenn ich daran denke, wie ich noch vor zehn Jahren, in der ersten Zeit nach meinem Ironman Hawaii-Abenteuer 2013, nur humpelnd meinen kleinen Enkelinnen beim Spazieren folgen konnte. Krafttraining sei Dank! Hinzu kommen die spezifischen Kniekräftigungsübungen, die ich Tag für Tag mache. Und natürlich das viele Radfahren, das meine Gelenke geschmeidig hält.

Jetzt freue ich mich auf jedes Training auf dem Laufband, notabene dank Unterstützung mit nur 85 Prozent meines Körpergewichts. Ich kann nun beliebig die Tempi steigern, sobald ich dazu in der Lage bin, und Intervalle einbauen, die mich richtig fordern.

Das Gerücht hält sich hartnäckig, auch unter Orthopäden, Laufen schade letztlich den Gelenken. Ich bin heute überzeugt, dass das Gegenteil der Fall ist. Das erfahre ich an meinem eigenen Körper. Und das bestätigen heute bereits einige Studien. Eine davon, die ich gelesen habe, fasst es so zusammen:

Wenn Du trainierst, wird der Knorpel in der Hüfte, den Knien und im Sprunggelenk zusammengedrückt und ausgedehnt. Dadurch kommt mehr Sauerstoff in den Knorpel, und Abfallprodukte werden leichter abtransportiert. Dies ernährt den Knorpel und hält ihn gesund. Ohne ausreichende Bewegung werden die Knorpelzellen schwach und krank. Das gleiche gilt, davon bin ich überzeugt, auch für die Knochen, die durch die regelmässigen Schläge beim Laufen gestärkt werden, was sich – gerade für einen alten Herr wie mich – auch positiv auf die Knochendichte auswirkt.

Bin ich ein Sport-Junky?

Die letzte Woche des Jahres habe ich mehrheitlich mit Herumliegen verbracht. Eine hartnäckige Grippe liess nichts anderes zu, zum Glück ohne Nebenwirkungen wie Glieder-, Kopf- oder andere Schmerzen. Ich hatte mir einige intensive Trainingseinheiten vorgenommen, auf die ich natürlich alle verzichten musste.

In solchen Tagen, wo man sich nur müde und schwach fühlt, kommen fast zwangsläufig schwierig zu unterdrückende Gedanken hoch: Wie stark wird meine Fitness darunter leiden? Werde ich zur gewohnten körperlichen Stärke und Ausdauer zurückfinden?

Diesmal gings ganz gut, Geduld und Vertrauen obsiegten – und siehe da, am 2. Januar 2025 startete ich mit 90 Minuten Krafttraining – und mit einem neuen persönlichen Rekord: 12 Klimmzüge! Nicht schlecht für einen alten Herrn im 79. Altersjahr.

Ohne Krafttraining kann ich mir momentan das Leben gar nicht mehr vorstellen. Es ist eine wunderbare Form der Körperpflege, der Achtsamkeit mit mir und meinem Körper. Wie heisst es doch: Du musst den Körper quälen, sonst quält er dich. Das hat einen wahren Kern. Ich betrachte die Anstrengung im Sport aber nie als Quälen, sondern vielmehr als sinnliche Erfahrung, die mich intensiv und nachhaltig „berauscht“. Nach jeder Ganzkörper-Krafteinheit fühle ich mich leicht und geschmeidig. Dasselbe gilt natürlich auch fürs Laufen und Radfahren. Bin ich ein Sport-Junky? Vielleicht. Meiner Liebsten jedenfalls gefällt es immer wieder von neuem, wie schön mein Sport auf mein Wesen und meine Ausstrahlung wirkt.

Dass ich meine Knieschmerzen nach dem schwierigen letzten Sommer mittlerweile fast komplett zum Verschwinden gebracht habe, verdanke ich den spezifischen Kniekräftigungsübungen. Sie sind hart, aber zeigen Wirkung. Ich bin überzeugt: Wenn ich diese Übungen konsequent durchhalte, sind meine Muskeln rund ums Knie so stark, dass die Arthroseschmerzen keine Chance mehr haben. Und das Laufen macht schon jetzt wieder wirklich Spass – durch die Wintermonate vorerst mit zwei Einheiten von jeweils einer Stunde auf dem AntiGrativy Laufband, bei 85 % meines Körpergewichts. Bei den Intervalleinheiten fühle ich mich oft zurückversetzt in meine jüngeren Jahre als leidenschaftlicher Läufer.

Im kommenden Frühling werden wir dann sehen, wie es ohne Unterstützung draussen im Freien aussieht. Ich bin zuversichtlich.

Tief überwunden – der Zug nimmt wieder Fahrt auf

Seit den im Juni wieder aufgetauchten Schmerzen in meinem linken Knie ist mein Fernziel Ironman 2026 noch weiter in die Ferne gerückt. Soll ich das Projekt am Leben erhalten oder ist es doch zu viel verlangt von mir und meinem Körper. Übermässiger Ehrgeiz?

Eine lieb gewordene Tradition seit einigen Jahren, mit unserer Rapperswiler Velofahrer-Gruppe. Dieses Jahr waren es im Juni zehn Tage quer durch Slowenien, letztes Jahr rund um die Schweiz mit angrenzendem Ausland, ein Jahr zuvor Toscana mit der legendären Route «Strade bianche», 2018 in zweieinhalb Wochen den ganzen Stiefel runter, von Bellinzona bis Palermo, Sizilien. 

Auf dem Velo habe ich gar keine Knieschmerzen. Im Gegenteil: Es hält mein Knie geschmeidig und stärkt die Muskeln rundherum.

Es ist Oktober, ich fühle mich gut und fit. Die Knieschmerzen sind nach vier Monaten ohne Lauftraining wieder weitgehend verschwunden. Krafttraining und die Übungen von Liebscher & Bracht, den Schmerzspezialisten («schmerzfrei 100 Jahre alt werden»), zeigen Wirkung. Und die Motivation, weiter mein sportliches Ziel zu verfolgen, nimmt wieder täglich zu.

Auf Empfehlung von Coach Dan lasse ich mich bei einem Orthopäden und Kniespezialisten untersuchen. Seine Diagnose: Die starke Muskulatur verhindert die Arthrose-Schmerzen. Weiter so mit Kräftigung und Ausdauertraining! Überweisung an den Sportphysiotherapeuten. Hier, bei «Med&Motion», der Topadresse der Therapeuten für Freizeit- und Leistungssportler, lerne ich neue, ganz spezifisch auf mein schwächeres Knie (und als Folge auch mit schwächerer Beinmuskulatur) ausgerichtete Übungen. Die will ich ab sofort konsequent in mein Programm aufnehmen.

Dann eine echte Entdeckung: «Alter G», die «AntiGravity Treadmill», das Laufband, auf dem du mit vermindertem Gewicht trainieren kannst. Die nutzen Laufsportler nach einer Verletzung, um sich sanft wieder an die Belastung und die Schläge auf die Gelenke heranzutasten. Genau das richtige für mich!

Aktuell laufe ich mit einer Belastung von 85 Prozent meines Körpergewichts, das sind also 54.4kg (statt meinen 64kg), jeweils 45 Minuten, abwechselnd z.B. 2min mit 6 km/h, dann etwa 10min mit 10 km/h, das ist ein Tempo von 6min/km. Also im sehr moderaten Bereich. Aber das Gefühl ist einmalig. Ich tauche in meine frühere Zeit als leidenschaftlicher Läufer ein, schone die Gelenke, trainiere sie aber gleichzeitig für kommende Belastungen. So mache ich das jetzt zwei- bis dreimal pro Woche über die Wintermonate.

Beim Lauftraining werde ich extrem mit meinem Alter und dem damit einhergehenden Leistungsabbau konfrontiert. Eine gute Übung, mich damit, ob ich will oder nicht, ganz einfach anzufreunden. Ein Vergleich: Das Lauftempo, das ich im Moment bei heftigster Anstrengung maximal einige wenige Minuten aufrechterhalten kann, bin ich vor 40 Jahren einen ganzen Marathon in drei Stunden gelaufen. Das ist der ewige Kreislauf der Dinge: Wachsen, blühen, verblühen – und weg.

Ich bin dankbar, dass ich mich bis heute noch so gut bewegen kann und Freude daran habe, bis heute ein Leben ohne Schmerz- oder andere Medikamente führe – und das hoffentlich noch eine ganze Weile.

Das will heissen: Der Unterbruch ist überwunden – meine Trainingsreise geht weiter.

















Wie weiter?

Damit habe ich ganz und gar nicht gerechnet. Die ersten Monate mit vorsichtigem Lauftraining über den letzten Winter bis in diesen Sommer hinein verliefen, was die Schmerzfreiheit in meinem linken Problemknie betrifft, vielversprechend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich zehn Jahre lang praktisch nie mehr sportlich gelaufen bin. Jetzt weiss ich: Die Belastung des Gelenkapparates war nach dieser langen Pause doch zu gross.

Ich bin niedergeschlagen, stelle das ganze Projekt in Frage. Ich muss auf das Lauftraining erst mal komplett verzichten. Ich spüre auch, wie meine Movitation nachlässt, stelle mir viele weitere Fragen. Habe das Gefühl, auch beim Schwimmen kaum Fortschritte zu machen. Was soll dieser Aufwand, wenn das Ziel quasi unerreichbar erscheint? Viele Diskussionen auch mit meiner Liebsten, die immer mit guten und aufmunternden Anregungen zur Stelle ist. „Jetzt nicht gleich die Flinte ins Korn werfen“, rät Coach Dan. Er sieht durchaus Möglichkeiten, das Training so zu gestalten, dass ich mir die ganze Ausdauer mit dem Radtraining aneigne. Und dann am Tag X nach Schwimmen und Rad soviel Vorsprung heraushole, damit ich den abschliessenden Marathon mit zügigem Marschieren noch innerhalb der Cut off-Zeit absolvieren könnte.

Aber eben, erst mal Pause mit Laufen für die kommenden Sommermonate. In meinem Umfeld geht bereits das Gerücht um, ich hätte meine Projekt schon aufgegeben, das sei wohl eine vernünftige Entscheidung. Ich kommentiere das nicht weiter, weil ich mit mir darüber selber nicht im Klaren bin. Mental aufbauen kann ich mich immer wieder mit schönen Radfahrten, allein oder mit Freunden. Mit Krafttraining und gezielten Dehnübungen bleibe ich auch dran.

Geduld ist angesagt! Für die nächste Zeit lasse ich das strukturierte Training komplett aus und beobachte in mir drinnen, wie es mir dabei ergeht. War’s das – oder doch nicht?

Im Jammertal – das Knie

Hochmotiviert nehme ich zu Hause mein Lauftraining wieder auf. Intervalle nach den Vorgaben von Coach Dan. Schon in der ersten Woche spüre ich aber wieder mein linkes Knie. Dahinter steht eine lange Geschichte: 1973 (!) hatte ich beim Skifahren einen heftigen Sturz und dabei mein Knie verletzt. Stunden später war das Knie arg geschwollen, und ich konnte eine Woche kaum noch gehen. Sepp, mein bester Jugendfreund und ebenfalls mit einem Problemknie, hatte genau zu dieser Zeit in der grossen Sportzeitung «Der Sport» vom aktuell besten Sport- und Kniespezialisten Dr. Faber gelesen.

Bald war ich in seinem Sprechzimmer, das vollgehängt war mit Dankesschreiben der berühmten Sportgrössen jener Zeit. Die Diagnose: Meniskusoperation. Der Heilverlauf dauerte nicht lange, und ich fühlte mich befreit. Im gleichen Sommer verbrachte ich, jung verliebt, einen ganzen Sommer mit meiner Liebsten auf der Alp, zusammen mit 160 Rindern und einer Kuh, die wir zu hüten hatten. Täglich viele Stunden die Berge hoch und wieder runter. Das Knie hielt – und in der Folge jahrzehntelang auch bei meinen vielen Marathonläufen. Zwischendurch fühlte ich zwar regelmässig leichte Schmerzen, vor allem beim Berg runterlaufen. Aber die vergingen stets wieder.

Erst gegen Ende meiner letzten Ironman-Wettkämpfe meldete sich mein linkes Knie mit Schmerzen beim Laufen. Das war der Grund, mit Laufen ganz aufzuhören. Ab etwa 2016 nahmen die Schmerzen auch beim Spazieren stark zu, ich begann zu humpeln und dachte schon, ob am Ende ein künstliches Kniegelenk die Option sein würde. Konsultation beim erfahrenen Orthopäden und Sportarzt in St. Gallen. Die Röntgenbilder zeigen: Kein Meniskus mehr, im Knie treffen nur noch Knochen auf Knochen! Ärztliche Empfehlung an mich als Sportler: Viel Radfahren und gezieltes Krafttraining!

Daran habe ich mich konsequent gehalten über die letzten Jahre, diszipliniert Woche für Woche, Sommer wie Winter. Und siehe da, die Schmerzen gingen langsam, aber sicher zurück, bis sie sogar ganz verschwanden. Euphorisiert und stolz auf diesen Erfolg, mir aus eigenen Kräften geholfen zu haben, bin ich vor einem Jahr auf die verrückte Idee gekommen, nochmals einen Ironman zu finishen.

Die dritte Disziplin des Ironman ist das Laufen, ein kompletter Marathon. Ob das nochmals gut gehen kann? Ich weiss es nicht.

Jetzt geht’s los – mit einem Blick zurück

Mit dem verletzten linken Bein geht’s auch täglich besser.

Der erste Sonntag im November ist für mich immer verbunden mit dem legendären New York City Marathon.

Das ging so: 1986, in einer Gruppe, die auf unserem Hof für einige Tage zu Gast war, fand sich ein fitter junger Mann, der jeden morgen früh laufen ging. Bis dahin war ich zwar auch seit mehreren Jahren Läufer, hatte aber nie im Leben daran gedacht, irgendwann mal an einem Laufwettbewerb teilzunehmen. Laufen, das war für mich pure Freude, Ausdruck meines Lebensgefühls, Ausleben meines Bewegungsdrangs – eine Meditation, um Geist und Seele in meinem Körper zu verankern.

In den Bergen laufen ist das Schönste

Natürlich war es naheliegend, dass wir Läufer sofort miteinander ins Gespräch kamen. Er erzählte mir, dass er am nächsten New York Marathon teilnehmen werde, zusammen mit einer engagierten Gruppe namens „World Runners“, die sich mit Fundraising laufend für Projekte in der Dritten Welt engagierten, unter dem Motto „The Hunger Project – end world hunger“, unser spezifisches Projekt war: Finanzierung des Baus von Trinkwasserbrunnen in einigen afrikanischen Ländern. Ich war sofort Feuer und Flamme und schloss mich dieser Gruppe an. Mir blieben zwar nur einige Monate spezifischer Vorbereitung, dabei machte ich als Greenhorn natürlich auch einige Fehler. Aber ich stand im November 1986 voller Vorfreude, aber auch mit viel Respekt vor dem „Ungewissen“ an der Startlinie auf Staten Island. Die ersten Kilometer war ich nur auf der Überholspur, euphorisiert von den vielen begeisterten und aufpeitschenden ZuschauerInnen.

Den Halbmarathon durchlief ich in 1:26 Stunden, da bin ich selber etwas erschrocken und ahnte schon, dass ich dieses Tempo wohl nicht bis zum Finish werde durchhalten können.

Etwa bei Kilometer dreissig schwenkten wir über die letzte Brücke nach Manhattan ein in die berühmte First Avenue. Mitten in dieser riesigen Häuserschlucht und vor Abertausenden von Zuschauenden lief ich eine Weile völlig allein, 30 Meter vor mir ein Grüppchen und etwa 50 Meter hinter mir eine Gruppe. In diesem Moment rief mir einer zu: „Go on, Swiss World Runner!“, das durchfuhr mich wie ein wohliger Blitz und ich rief irgendetwas zurück. Laufen in einer solchen Atmosphäre – einmalig, mit Gänsehaut!

Begegnung mit dem „Hammermann“

Auf den letzten Kilometern erlebte ich dann die andere Seite, den Hammermann, oder wie die Amerikaner sagen: „I hit the wall“, mit heftigen Beinkrämpfen schleppte ich mich dann ins Ziel – und war unendlich glücklich. Und mit einer Zeit von 3:12 Stunden auch noch der zweitbeste von unserer 20köpfigen Gruppe. Rang 1550 von 25‘000 Teilnehmern. Mehr als zufrieden mit diesem meinem allerersten Lauferlebnis in einem offiziellen Wettkampf, und dann grad als Marathonläufer. Es sollten noch viele folgen.