In Search of Excellence

Ich habe während der letzten Wochen festgestellt, dass ich mich nicht zu sehr auf mein finales sportliches Ziel fokussieren darf, wenn ich trainiere. Ich habe es ja sowieso im Hinterkopf. Ich nehme mir jetzt vielmehr vor, mich voll und ganz der jeweiligen einzelnen Trainingseinheit zu widmen. Und diese Einheit so perfekt wie möglich, auf meine körperlichen Möglichkeiten abgestimmt, auszuführen.

Ich folge auch kaum mehr den von meiner Trainingssoftware automatisch produzierten Trainingsvorgaben. Sie mögen für einen durchschnittlichen Triathleten jungen oder mittleren Alters Sinn machen, aber für mich in meinem Alter nicht.

Ich bin ein Unikat

Das will heissen: Ich habe in den letzten 18 Monaten zwar viel erfahren hinsichtlich Trainingsstrukturierung und Trainingsbereichen (Herzfrequenz und Wattleistung). Umsetzen auf meine Voraussetzungen als Alterssportler kann jedoch nur ich selber. Ich kenne mich und meinen Körper am besten. Ich passe in kein System hinein. Ich bin ein Unikat, das sich nicht in eine durchschnittliche Trainingsform pressen lässt.

Darum: Kein stures Folgen eines Planes mehr, sondern täglich hellwach auf meinen Körper hören, und dann so trainieren, dass es erstens Freude bereitet, zweitens mich fordert, aber nicht überfordert und drittens, dass ich wöchentlich eine schöne Ausgewogenheit zwischen den sich ergänzenden Sportarten Swim, Bike, Run sowie Krafttraining und Stretchingübungen erreichen kann.

Wie bei einem Puzzle sollen die einzelnen Teile nach und nach ineinandergreifen und sich zu einem grossen Ganzen formen. Das allein ist es wert, voll dafür zu gehen, ohne Blick darauf, ob ich am Ende mein Ziel erreiche. Es ist für mich eine Form der Lebensintensität, die mich immer schon magisch angezogen hat.

Ein Prozess, der natürlich nie bis zur Vollkommenheit gelingt. Doch es motiviert mich, täglich daran zu glauben und mich mit Trainings und der dazu gehörenden Entspannung immer weiter zu verfeinern. Wie wenn jemand ein Bild zu malen beginnt und laufend Details findet, die man noch verbessern kann. Bis ein prächtiges Werk entsteht. Excellence eben.

Es ist natürlich nicht immer alles easy, wenn ich trainiere. Wie vor kurzem, als ich mein Laufprogramm startete. Ich fühlte mich anfangs unglaublich schwerfällig und kam kaum vom Fleck. An das Einhalten des vorgegebenen Tempos war nicht im Ansatz zu denken. Ich kam mir vor wie ein gebrechlicher alter Senior (alt bin ich ja auch!), der sich mit Mühe im Schneckentempo vorwärtsbewegt. Fast wäre ich mental in Negativität und Zweifel gekippt.

Dann aber sagte ich mir. „Ok, so ist das gerade, ich kanns nicht ändern. Ich kann mein Alter nicht verleugnen, ich muss es akzeptieren, besser noch: mich damit anfreunden.“ Dann begann ich einfach nach Lust und Laune – wie das Unikat, als das ich mich ja fühle – leicht zu joggen, anzuhalten, etwas marschieren, wieder zu joggen, usw. Ohne Blick auf meine Garmin-Uhr.

Und plötzlich ging’s wieder und zwar auch noch mit einigen Intervalleinheiten, die ich genauso lange hielt, wie ich gerade noch konnte. Das wiederholte ich immer wieder: Bei heftigen Sprints nahm ich mir einen fixen Endpunkt vor und freute mich schon unterwegs auf das Ziel und damit die kurze Erholung als Lohn der Anstrengung. So verging eine ganze Stunde im Nu und ich war am Ende total verschwitzt und hatte viele kleine glückliche Momente erlebt. So soll und darf es sein.

Wo stehe ich heute?

Es ist Zeit für eine Standortbestimmung. Ich mache mir gerade Gedanken, ob ich zum jetzigen Zeitpunkt abschätzen kann, wie es um die Erreichung meines sportlichen Ziels steht. Es liegt ja noch in ziemlich weiter Ferne.

Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht.

In Gesprächen mit meiner liebsten Partnerin erhellt sich mir immer deutlicher, dass diese Ungewissheit eigentlich gar nicht wirklich von Bedeutung ist. Denn: der Weg ist das Ziel! Ich versuche nach Kräften, den Fokus darauf zu legen, meine aktuell sieben bis zehn Trainingsstunden pro Woche als meditative Selbsterfahrung zu betrachten. Ich verankere mich und meinen Geist in meinem Körper, der mir fast immer mit einem geschmeidigem Gefühl von sinnlicher Positivität und Kraft antwortet. Regelmässig durchdringt mich dann eine grosse Dankbarkeit, diese tiefe Erfahrung mit bald 79 Jahren noch machen zu können. Das allein ist es wert, dran zu bleiben, wie auch immer es am Ende herauskommt. Ich kann mir selber genügen mit einem Fokus, der mir Struktur und Lebensqualität verleiht.

Kurz, bevor mein wöchentlicher Trainingsaufwand mit Beginn der Radausfahrten im Freien nochmals deutlich ansteigen wird, bin ich dabei, meine Trainingsplanung, die auf der hochkomplexen Trainingssoftware azum.com basiert, noch spezifischer auf mich – und vor allem auf meine körperlichen Limiten als Alterssportler – auszurichten. Gewisse Einheiten, von azum.com zwar aufgrund meiner Testwerte ausgespuckt – KI lässt grüssen! – , machen für ambitionierte Athleten in den besten Jahren Sinn, für mich als Alterssportler aber nicht. Das muss ich mir eingestehen. Es geht immer ums gleiche: Mich mit meinem Alter und all seinen Auswirkungen aufs Leben und seine Endlichkeit anzufreunden. „Own your age“, heisst ein gerade erschienenes Buch, das sich mit diesem Thema auseinandersetzt.

Das heisst für mich: Ich habe dank Coach Dan und seiner Software mittlerweile viel gelernt und in der Umsetzung erfahren, auch hinsichtlich Watt- und Herzfrequenzbereiche bei meinen Trainingseinheiten. Auch was ich früher falsch gemacht habe und jetzt konsequent besser umsetze. Aber letztlich kenne ich mich und meinen Körper besser als jede noch so spezifisch ausgerichtete Software. Ich nutze azum.com zwar weiterhin, vor allem auch für Feedbacks und Analysen, habe aber auf das Tool „Selfcoaching“ gewechselt. Ich erhalte jetzt die vorgeschlagenen Einheiten ausgerollt, kann sie dann aber individuell auf mich zuschneiden. Gewisse Einheiten mache ich nach Vorgaben, andere bastle ich um oder vereinfache sie, um das Beste für mich und meine körperlichen Voraussetzungen herauszuholen. Und einmal pro Monat diskutiere ich meine Ergebnisse mit Coach Dan.

Noch 16 Monate bis zu meinem «Crescendo»

Mein Training verläuft mehr oder weniger ausgewogen, meine wöchentlichen Ziele erreiche ich mit meistens über 80 Prozent der Vorgaben. Ausnahmen wie kurzfristige Dates, anderweitige Verpflichtungen und Termine, wo ich dann die Trainingsplanung umstellen muss, kommen immer mal wieder vor. Das ist aber nicht weiter schlimm.  

Der Frühling ist im Anzug – und damit die langersehnte Zeit mit Rennradfahren in der freien Natur. Dann wird sich auch die wöchentliche Trainingszeit deutlich erhöhen. Denn wenn ich einmal auf dem Rad sitze, dauert die Fahrt in der Regel mindestens drei Stunden. Das wären dann bei drei wöchentlichen Ausfahrten zehn Trainingsstunden, allein auf dem Rad.

Rechne ich dazu – was ich unbedingt aufrechterhalten will und muss – zwei Stunden Krafttraining, zwei Stunden Laufen und zwei Stunden Schwimmen, dann bin ich schon bei 16 Trainingsstunden pro Woche. Auf das wird und muss es in diesem Jahr hinauslaufen. Diese wöchentliche Trainingsbelastung will ich spätestens ab April locker verkraften können.

Es bleiben noch 16 Monate für die weitere, langsame, aber stete Steigerung bis zu meinem persönlichen «Crescendo» Mitte Juni 2026, wenn ich am Ironman Austria in Klagenfurt morgens um 06:30 Uhr am Start stehe, um diesen Wettkampf erfolgreich zu finishen – und mich damit als Vertreter meiner Altersklasse für die Ironman Weltmeisterschaft auf Hawai’i zu qualifizieren.

Für den Fall, dass ich es in diesem ersten Anlauf nicht schaffe – es kann viel passieren während eines in meinem Fall wohl etwa 15 bis 16stündigen Wettkampfs – aber das Gefühl habe, ich hätte  es trotzdem in mir, werde ich noch ein zweites Ironman-Datum irgendwo in Europa ins Auge fassen.

Meine Rolle – junk miles free

In den Wintermonaten trainiere ich praktisch nur Indoor, aktuell sieben bis zehn Stunden pro Woche. Krafttraining im Fitnesscenter sowieso, aber auch auf dem Laufband und mit dem in meinen Rollentrainer, Marke «Tacx», eingespannten Rennrad. Dieses Rollentraining, zwei bis dreimal pro Woche, hat es in sich. Es ist viel intensiver und vor allem auch mental härter, als wenn ich mit meinem Rennvelo eine grössere Runde auf der Strasse absolviere.

Der Grund liegt darin, dass ich mich drinnen auf der Rolle keinen einzigen Moment mit sogenannten «Junk miles» vergnügen kann. «Junk miles» nennt man unter Radsportlern jene quasi nutzlosen Kilometer oder Momente, während denen wegen äusserer Umstände kein echter Trainingseffekt erzielt werden kann, das heisst, dass dann die Herzfrequenz sofort zurückgeht und die Wattleistung in sich zusammenfällt: Das geschieht bei jeder Abfahrt, oder auch, wenn ich an einem Rotlicht anhalte oder sonst wie daran gehindert werde, mein angestrebtes Tempo gemäss Trainingsplan auf die Strasse zu bringen.

Auf der Rolle muss ich ohne Unterbruch jede einzelne Umdrehung selber drücken, habe zwar nie Gegen- oder Rückenwind, dafür meinen Garmin auf dem Lenkrad, gekoppelt mit dem Tacx, der mir gnadenlos vorgibt, ja mich geradezu zwingt, die gemäss Plan vorgegebene Wattleistung mit den Pedalen so lange zu drücken, bis die nächste Erholungsphase kommt. Zum Glück zeigt mir Garmin jeweils, wie lange es noch dauert.

Die Trainingseinheiten dauern zwischen 60, 90 oder 120 Minuten. Je nach meiner Verfassung kann das gut über die Bühne gehen oder auch elend lange dauern und sehr monoton wirken, obwohl mich tolle, rhythmische Musik begleitet (ohne Musik würde ich es nur schwerlich durchstehen). Der Schweiss trieft in grossen Mengen, etwa 1,5 Liter, wie die Waage mir anzeigt, trotz offenem Fenster. Am Boden liegen am Schluss zwei vollends durchnässte Frotteetücher. Der Lohn dafür: ein tolles Glücksgefühl, es wieder geschafft und ein weiteres Puzzle meiner physischen und vor allem mentalen Kraft gesetzt zu haben.

Ich schätze, dass eine Stunde Rollentraining dieser Qualität etwa zwei bis drei Stunden Radtraining im Freien entspricht. So viele Stunden wie in diesem Winter habe ich noch nie auf der Watt- und pulskontrollierten Rolle verbracht. Coach Dan hat mir letzte Woche gemeldet, mein Herzfrequenz-Delta wäre mittlerweile ziemlich gut. Das will heissen, dass nach harten Intervallen im Übergang zur Erholungsphase der Puls regelmässig und relativ zügig auf das tiefere Niveau zurückgeht und dort auch bleibt bis zur nächsten hohen Welle. Das untrügliche Indiz für eine gesteigerte Fitness. Nächste Woche wird’s wärmer – und bald geht’s hoffentlich wieder hinaus ins Freie fürs Radeln und Laufen.

Den mentalen Durchhänger austricksen

Es ist nicht immer einfach, sich Tag für Tag, Woche für Woche auf ein strukturiertes Training einzulassen und fokussiert zu bleiben. In meinem Alter geht ohnehin alles etwas langsamer, viel langsamer.

Ich werde dieses Jahr 79. Ich benötige viel mehr Zeit als früher, mich auf eine Trainingseinheit mental und körperlich vorzubereiten. Und für die Erholung danach muss ich mir auch viel mehr Zeit lassen. Da kann es vorkommen, dass ich wegen einer Verabredung plötzlich in «Bedrängnis» komme, weil ich vielleicht körperlich grad zu müde bin und mich eigentlich nur hinlegen möchte.

Triathlon ist ein Einzelsport, viele ambitionierte Athleten leben in ihrer «Blase» ziemlich asketisch mit wenigen übrigen Kontakten, ausser Beruf und Sport.

Ich will mich aber wegen meines Sports, dem ich mindestens noch 18 Monate ziemlich viel meines Lebens unterordne, nicht von meinem persönlichen Umfeld abschotten. Partnerschaft und Liebe, Kontakte und Austausch mit Familie und Freunden, Kultur, Theater, Musik, gutes Essen gehören genauso zur Essenz eines beglückenden Lebens. Das soll trotz allem seinen Platz haben.

Gut, ich bin Rentner, habe letztes Jahr – nach 62 Jahren Berufstätigkeit – meine Firma verkauft, bin also ziemlich frei in meiner Lebensgestaltung.

Trotzdem kann es durchaus vorkommen, vor allem in diesen trüben Wintermonaten, dass ich mich frage: Ist es diesen Aufwand wert? Bin ich verrückt? Zumal ich noch lange nicht weiss, ob das grosse Ziel, den Ironman mit 80 Jahren nochmals zu finishen, überhaupt realistisch ist. In solchen Momenten, die ich auch mit meiner Liebsten teile, bin ich froh um ihre aufmunternden Worte: «Mach einfach weiter, es tut dir ja gut. Und denke nicht ans Ziel. Das ist gar nicht das Wichtigste.»

Zum Glück dauern meine zweifelnden Gedanken, ich nenne sie mentale Durchhänger, in der Regel nicht allzu lange. Dann versuche ich, mich an kleinen Dingen zu erfreuen, zum Beispiel an einem herrlich vollwertigen, vitamin- und nährstoffreichen Frühstück, für dessen Vorbereitung ich mir locker 30 Minuten Zeit nehme. Am schönsten ist es, dann auch meine Liebste dabei zu haben. Oder ein gutes Gespräch. Oder ein spannendes Buch. Was auch gut gelingt fürs Abstreifen negativer Gedanken: Früh aufstehen, direkt aus dem Bett zu Hause im Appenzell in den kalten Brunnen, oder, wenn ich in Zürich bin, kurzes Eisschwimmen in der Limmat.

Ich bin dankbar, dass ich bis heute ohne echte körperliche Beschwerden durchs Leben gekommen bin, erfreue mich noch immer an der freien Bewegung, auch wenn’s intensiv wird, sei es im Wasser, auf dem Rad, beim Laufen oder im Kraftraum. Aber alles, dem Alter geschuldet, viel langsamer als in ungestümen jungen Jahren, dafür vielleicht achtsamer und bewusster. Auch eine Qualität.

Ich bin ein „On“-Pionier

Alles hat einmal klein angefangen, auch beim mittlerweile weltweit bekannten Sportschuh- und -Bekleidungsunternehmen On. Ich wohne in Teufen AR, wo On-Mitgründer und -Erfinder Olivier Bernhard während seiner aktiven Zeit als professioneller Spitzen-Triathlet lebte und trainierte. Ich habe ihn oft bei Trainings gesehen, meistens beim Laufen, als er jeweils spielend leicht an mir vorbeiflog. Oder wenn er im Schwimmbad endlos seine Längen schwamm. Olivier war damals schon ein Tüftler, sowohl in Sachen Material wie auch Ernährung. Zum Beispiel schwörte er darauf, am Morgen vor dem Start zum Ironman ein Gläschen Olivenöl zu trinken. Das habe ich dann bei meinen Ironmanstarts auch befolgt. Geschadet hat’s mir nicht.

Es war 2011 oder 2012, als ich wieder einmal Ausschau hielt nach einem neuen Laufschuh. Da machte mich ein Verkäufer in einem Sportgeschäft in St. Gallen auf einen „Geheimtipp“ aufmerksam, eine neue Schweizer Marke: Den On-Schuh. Auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, aber warum nicht: Ich testete ihn auf dem Laufband, er fühlte sich sofort sehr angenehm und leicht an. Also kaufte ich ihn.

Zur Vorbereitung auf meinen Ironman 2013 in Schweden, wo ich mich schliesslich für die Weltmeisterschaft in Hawaii qualifizierte, trainierte ich nach den Trainingsplänen von Olivier Bernhard, bzw. seinem Geschäftsführer Fabian Kremser. Olivier war da bereits voll in der Welt unterwegs für seine On-Schuhe und machte die Trainingspläne nicht mehr selber.

Mit diesem meinem damals so neuen On-Schuh absolvierte ich in der Folge mein gesamtes Ironman-Lauftraining. Schliesslich begegnete ich Olivier im Oktober 2013 in Kona, Hawaii, am Tag vor dem Ironman. Da hatte er in der Wechselzone, wo sich die ganzen Weltmarken des Triathlonsports präsentieren, nur einen unauffälligen mittelgrossen Tisch und einen Haufen Schuhschachten. Ein kleiner Mini-Anbieter eines neuen Laufschuhs. Aber immerhin hatte er, wie er mir damals sagte, schon die erste Profitriathletin mit On-Schuhen am Start: Die Schweizerin Caroline Steffen. Neun Jahre später läuft der neue Weltmeister Gustav Iden mit On-Laufschuhen und Streckenrekord ins Ziel. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter und weiter.

Meine On-Laufschuhe von damals sind wohl die erste Generation gewesen, ein oder zwei Jahre nach der Gründung des Unternehmens On. Ich darf mich also als On-Pionier bezeichnen. Ich laufe gelegentlich immer noch damit, obwohl einige der typischen Röllchen hinten schon etwas abgelaufen sind.

Auf in Richtung «intensivere Sphären»

Nach einem euphorischen Start ins neue Jahr hat mich eine Grippe mit Fieber und starkem Husten zwei Wochen lang total ausser Kraft gesetzt. Liegen, aufstehen, liegen, endlos husten, Tee trinken, tagelang kaum etwas gegessen. So schwach, saft- und kraftlos habe ich mich schon sehr lange nicht mehr gefühlt. Vier Kilos abgenommen, da wäre ich jetzt schon bei meinem idealen Wettkampfgewicht für den Sommer 2026 von 60 kg. Aber mit der Gesundung und dem wieder gewonnenen Appetit werden die vier verlorenen Kilos rasch wieder hinzukommen. Auch gut.

Inzwischen bin ich wieder voll im Trainingsmodus und habe bereits eine richtig gute Woche mit 100 Prozent aller von Coach Dan vorgegebenen Trainingseinheiten absolviert. Dabei bin ich beim Radtraining mittlerweile in eine leicht höhere Intensität vorgestossen. Erstmals kann ich einminütige Intervalle von deutlich über 200 Watt drücken. Gleichzeitig schnellt dann auch der Puls entsprechend hoch, bis auf etwa 165 Schläge pro Minute, da geht’s für mich schon ziemlich ans Limit. Die harten Intervalle wechseln sich ab mit jeweils drei Minuten Kompensation.

Bei solchen Trainingseinheiten geht es um den für die Ausdauerleistung so wichtigen Bereich der aeroben Kapazität, den es systematisch zu entwickeln gilt – immer mit Blick auf mein ehrgeiziges Fernziel 2026.

Neues Glücksgefühl beim Laufen

Ich bin richtig gut in die ersten beiden Wochen im neuen Jahr gestartet. Jedes gelungene Training erlebe ich als einen weiteren, wertvollen und unverzichtbaren kleinen Meilenstein auf meiner Trainingsreise. Je bewusster ich die Trainings angehe, umso mehr kann ich mich auf Verfeinerungen konzentrieren. Und mich auch in Geduld und Gelassenheit üben. Wenn ich zum Beispiel beim Schwimmen immer noch relativ rasch ermüde und regelmässig kleinere Erholungspausen einlegen muss: Ich kann fast jedes Mal ganz kleine Fortschritte erkennen, an denen ich mich erfreue und die mich motivieren, dran zu bleiben.

Einigermassen stolz bin ich, wie ich es geschafft habe, mich von meinen Schmerzen im linken Arthroseknie (seit 50 Jahren ohne Meniskus) zu befreien, ohne je Schmerzmittel genommen zu haben. Das wird mir wohl kein Orthopäde glauben. Umso mehr, wenn ich daran denke, wie ich noch vor zehn Jahren, in der ersten Zeit nach meinem Ironman Hawaii-Abenteuer 2013, nur humpelnd meinen kleinen Enkelinnen beim Spazieren folgen konnte. Krafttraining sei Dank! Hinzu kommen die spezifischen Kniekräftigungsübungen, die ich Tag für Tag mache. Und natürlich das viele Radfahren, das meine Gelenke geschmeidig hält.

Jetzt freue ich mich auf jedes Training auf dem Laufband, notabene dank Unterstützung mit nur 85 Prozent meines Körpergewichts. Ich kann nun beliebig die Tempi steigern, sobald ich dazu in der Lage bin, und Intervalle einbauen, die mich richtig fordern.

Das Gerücht hält sich hartnäckig, auch unter Orthopäden, Laufen schade letztlich den Gelenken. Ich bin heute überzeugt, dass das Gegenteil der Fall ist. Das erfahre ich an meinem eigenen Körper. Und das bestätigen heute bereits einige Studien. Eine davon, die ich gelesen habe, fasst es so zusammen:

„Wenn Du trainierst, wird der Knorpel in der Hüfte, den Knien und im Sprunggelenk zusammengedrückt und ausgedehnt. Dadurch kommt mehr Sauerstoff in den Knorpel, und Abfallprodukte werden leichter abtransportiert. Dies ernährt den Knorpel und hält ihn gesund. Ohne ausreichende Bewegung werden die Knorpelzellen schwach und krank.“ Das gleiche gilt, davon bin ich überzeugt, auch für die Knochen, die durch die regelmässigen Schläge beim Laufen gestärkt werden, was sich – gerade für einen alten Herrn wie mich – auch positiv auf die Knochendichte auswirkt.

Bin ich ein Sport-Junky?

Die letzte Woche des Jahres habe ich mehrheitlich mit Herumliegen verbracht. Eine hartnäckige Grippe liess nichts anderes zu, zum Glück ohne Nebenwirkungen wie Glieder-, Kopf- oder andere Schmerzen. Ich hatte mir einige intensive Trainingseinheiten vorgenommen, auf die ich natürlich alle verzichten musste.

In solchen Tagen, wo man sich nur müde und schwach fühlt, kommen fast zwangsläufig schwierig zu unterdrückende Gedanken hoch: Wie stark wird meine Fitness darunter leiden? Werde ich zur gewohnten körperlichen Stärke und Ausdauer zurückfinden?

Diesmal gings ganz gut, Geduld und Vertrauen obsiegten – und siehe da, am 2. Januar 2025 startete ich mit 90 Minuten Krafttraining – und mit einem neuen persönlichen Rekord: 12 Klimmzüge! Nicht schlecht für einen alten Herrn im 79. Altersjahr.

Ohne Krafttraining kann ich mir momentan das Leben gar nicht mehr vorstellen. Es ist eine wunderbare Form der Körperpflege, der Achtsamkeit mit mir und meinem Körper. Wie heisst es doch: Du musst den Körper quälen, sonst quält er dich. Das hat einen wahren Kern. Ich betrachte die Anstrengung im Sport aber nie als Quälen, sondern vielmehr als sinnliche Erfahrung, die mich intensiv und nachhaltig „berauscht“. Nach jeder Ganzkörper-Krafteinheit fühle ich mich leicht und geschmeidig. Dasselbe gilt natürlich auch fürs Laufen und Radfahren. Bin ich ein Sport-Junky? Vielleicht. Meiner Liebsten jedenfalls gefällt es immer wieder von neuem, wie schön mein Sport auf mein Wesen und meine Ausstrahlung wirkt.

Dass ich meine Knieschmerzen nach dem schwierigen letzten Sommer mittlerweile fast komplett zum Verschwinden gebracht habe, verdanke ich den spezifischen Kniekräftigungsübungen. Sie sind hart, aber zeigen Wirkung. Ich bin überzeugt: Wenn ich diese Übungen konsequent durchhalte, sind meine Muskeln rund ums Knie so stark, dass die Arthroseschmerzen keine Chance mehr haben. Und das Laufen macht schon jetzt wieder wirklich Spass – durch die Wintermonate vorerst mit zwei Einheiten von jeweils einer Stunde auf dem AntiGrativy Laufband, bei 85 % meines Körpergewichts. Bei den Intervalleinheiten fühle ich mich oft zurückversetzt in meine jüngeren Jahre als leidenschaftlicher Läufer.

Im kommenden Frühling werden wir dann sehen, wie es ohne Unterstützung draussen im Freien aussieht. Ich bin zuversichtlich.

Vom Vorgeplänkel zum mentalen „Tunnel“

Mein aktuelles Leistungsvermögen auf dem Velo reflektiert ziemlich genau meine Fahrt um den Zürichsee im letzten Oktober.

61.76 Kilometer in 2:10:33, was einem Tempodurchschnitt von 28.4 km/h entspricht. Das habe ich auf der mehr oder weniger flachen Strecke erreicht mit einer durchschnittlichen Leistung von 136 Watt und einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 144 bpm.

Ich gehe davon aus, dass ich diese Leistung mit konsequentem Indoor-Training über die Wintermonate noch erheblich steigern kann. Und dann werde ich für die Strassensaison nächstes Jahr wieder meinen Triathlonlenker montieren, was mich auf dem Velo deutlich windschlüpfriger, d.h. aerodynamischer macht. Diese Position gilt es ohnehin das ganze nächste Jahr zu trainieren, damit sich mein Rücken auch bei langen, mehrstündigen Ausfahrten daran gewöhnen kann, ohne Spannungen oder Schmerzen zu verursachen.

Mein kurzfristiges Ziel bis nächsten Frühling: Die gleiche Strecke mit einem Tempodurchschnitt von 30 km/h zu absolvieren.

Ich bin froh, habe ich mir bewusst drei Jahre Zeit gelassen für meine Vorbereitung auf den grossen langen Tag im Oktober 2026. Eigentlich sind es ja zwei grosse, lange Tage. Voraussichtlich im Juni 2026 stehe ich am Start eines Ironman in Europa, vielleicht in Hamburg. Diesen muss ich erfolgreich finishen, um mich für die Weltmeisterschaften in Hawaii zu qualifizieren.

Für dieses Projekt hatte ich mich im Sommer 2023 ganz spontan und aus dem Bauch heraus entschieden. Heute ist mir klar, dass die Einlaufzeit von einem ganzen Jahr absolut notwendig war. Allein schon die körperliche Adaption an diese nach längerer Pause erneuten vielfältigen Belastungen benötigt Zeit. An die langsame, geduldige Heraugehensweise hat mich Coach Dan auch regelmässig erinnert.

Eine meiner früheren Gewohnheiten, mal einige Tage oder gar Wochen die Beine hängen zu lassen, um mich dann plötzlich mit einem enthusiastischen „Anfall“ von sportlicher Leidenschaft und Ehrgeiz komplett zu verausgaben, hat mir Dan definitiv ausgetrieben. So würde ich mich eher kaputt trainieren, statt meine Fitness aufzubauen. Recht hat er! So habe ich gelernt, meine sportlich-emotionalen Impulse zu zügeln. Die Entwicklung meiner Leistungswerte auf Garmin zeigt den richtigen Weg. Ich spüre, dass mein Testosteronspiegel für mein Alter zwar sicher noch recht hoch ist. Aber zum Beispiel den Impuls, jemandem gleich hinterher zu hecheln, der mich auf dem Rad überholt, lasse ich heute tiefenentspannt am Strassenrand liegen. Ich weiss, auf was ich im Training zu achten habe.

Um ehrlich zu sein, bin ich eigentlich erst in den letzten Wochen so richtig eingetaucht in den mentalen „Tunnel“ mit absolutem Fokus auf mein grosses Ziel. Was bisher „geschah“, war Vorgeplänkel.

Die letzten zwei Wochen dieses Jahres trainiere ich mit dem Bewusstsein, dass das Jahr 2025 absolut entscheidend sein wird. Ich bin gespannt und voller Vorfreude!

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