Laufen 05.11.2023

Jetzt geht’s los – mit einem Blick zurück

Mit dem verletzten linken Bein geht’s auch täglich besser.

Der erste Sonntag im November ist für mich immer verbunden mit dem legendären New York City Marathon.

Das ging so: 1986, in einer Gruppe, die auf unserem Hof für einige Tage zu Gast war, fand sich ein fitter junger Mann, der jeden morgen früh laufen ging. Bis dahin war ich zwar auch seit mehreren Jahren Läufer, hatte aber nie im Leben daran gedacht, irgendwann mal an einem Laufwettbewerb teilzunehmen. Laufen, das war für mich pure Freude, Ausdruck meines Lebensgefühls, Ausleben meines Bewegungsdrangs – eine Meditation, um Geist und Seele in meinem Körper zu verankern.

In den Bergen laufen ist das Schönste

Natürlich war es naheliegend, dass wir Läufer sofort miteinander ins Gespräch kamen. Er erzählte mir, dass er am nächsten New York Marathon teilnehmen werde, zusammen mit einer engagierten Gruppe namens „World Runners“, die sich mit Fundraising laufend für Projekte in der Dritten Welt engagierten, unter dem Motto „The Hunger Project – end world hunger“, unser spezifisches Projekt war: Finanzierung des Baus von Trinkwasserbrunnen in einigen afrikanischen Ländern. Ich war sofort Feuer und Flamme und schloss mich dieser Gruppe an. Mir blieben zwar nur einige Monate spezifischer Vorbereitung, dabei machte ich als Greenhorn natürlich auch einige Fehler. Aber ich stand im November 1986 voller Vorfreude, aber auch mit viel Respekt vor dem „Ungewissen“ an der Startlinie auf Staten Island. Die ersten Kilometer war ich nur auf der Überholspur, euphorisiert von den vielen begeisterten und aufpeitschenden ZuschauerInnen.

Den Halbmarathon durchlief ich in 1:26 Stunden, da bin ich selber etwas erschrocken und ahnte schon, dass ich dieses Tempo wohl nicht bis zum Finish werde durchhalten können.

Etwa bei Kilometer dreissig schwenkten wir über die letzte Brücke nach Manhattan ein in die berühmte First Avenue. Mitten in dieser riesigen Häuserschlucht und vor Abertausenden von Zuschauenden lief ich eine Weile völlig allein, 30 Meter vor mir ein Grüppchen und etwa 50 Meter hinter mir eine Gruppe. In diesem Moment rief mir einer zu: „Go on, Swiss World Runner!“, das durchfuhr mich wie ein wohliger Blitz und ich rief irgendetwas zurück. Laufen in einer solchen Atmosphäre – einmalig, mit Gänsehaut!

Begegnung mit dem „Hammermann“

Auf den letzten Kilometern erlebte ich dann die andere Seite, den Hammermann, oder wie die Amerikaner sagen: „I hit the wall“, mit heftigen Beinkrämpfen schleppte ich mich dann ins Ziel – und war unendlich glücklich. Und mit einer Zeit von 3:12 Stunden auch noch der zweitbeste von unserer 20köpfigen Gruppe. Rang 1550 von 25‘000 Teilnehmern. Mehr als zufrieden mit diesem meinem allerersten Lauferlebnis in einem offiziellen Wettkampf, und dann grad als Marathonläufer. Es sollten noch viele folgen.


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